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Die archäologische Forschung in Duppach-Weiermühle 2000-2021

Die Siedlung von Duppach-Weiermühle wird seit 2000 erforscht. Bis jetzt fanden vor Ort vier geophysikalische Prospektionskampagnen und neun mehrwöchige archäologische Ausgrabungen statt. Die ersten Grabungskampagnen sowie die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse wurden durch die Fritz-Thyssen-Stiftung finanziert. Im Mittelpunkt der Forschungen standen bis 2019 die mittelkaiserzeitliche Nekropole mit den monumentalen Grabdenkmälern sowie die unmittelbar benachbarten Gebäude. Es zeigte sich, dass hier in antoninisch-severischer Zeit (138-235 n. Chr.) zwei mehr als 20 m hohe Pfeilergrabmäler, zwei kleinere Grabmonumente, ein Grabgebäude sowie eine Grabkammer errichtet wurden. In direkter Nachbarschaft befanden sich mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie ein Töpferofen, die zeitgleich mit der Nekropole bestanden. Die geringe Anzahl von nur drei Gräbern bei den Monumenten sowie die außergewöhnliche Grabarchitektur zeigen, dass es sich um einen Bestattungsplatz der elitären Oberschicht des Trierer Landes handelte. Zwei monumentale vollplastische Greifenskulpturen sowie zwei überlebensgroße Löwe-Eber-Gruppen sind eindrucksvolle Belege für die Selbstdarstellung dieser Eliten.

Nachdem man lange Zeit davon ausgegangen war, dass die Bauten zu einer bislang noch nicht lokalisierten Villenanlage gehörten, zeigten die Grabungsbefunde von 2019, dass die Nekropole wie auch die Wohn- und Wirtschaftsgebäude entlang der wichtigen Römerstraße Trier-Köln errichtet wurden. In den Grabungskampagnen 2003 und 2004 sowie in der vorhergehenden geophysikalischen Prospektion wurde die Straßentrasse zwar bereits dokumentiert, jedoch in Kombination mit den Gebäuden und aufgrund der dort deutlich schlechteren Erhaltung als eine zur Villenanlage gehörende Straße fehlinterpretiert. Erst die Grabungen von 2019 erbrachten einen mehr als 8 m breiten und noch 1,5 m hohen Straßendamm, was eine privat genutzte und zur Villa gehörende Straße weitgehend ausschließt. Somit ist auch die direkte Zugehörigkeit der Gebäude zu einer Villenanlage unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte es sich um eine Siedlungsform handeln, die weder den bekannten klassischen villae noch den zahlreich dokumentierten vici entspricht, ohne jedoch hierzu beim aktuellen Forschungsstand detaillierte Angaben machen zu können.

Ab dem Ende des 3. Jahrhunderts sind in der Siedlung massive Veränderungen zu konstatieren, die die Zerstörung der Grabdenkmäler, das Ausrauben und Umnutzen der Grabkammer sowie den Übergang von der Stein- zur Holzbauweise mit sich brachten. Zudem zeigen große Mengen an Verhüttungsschlacken, dass hier im 4. Jahrhundert Eisen in nicht unerheblicher Menge gewonnen wurde. Dies alles spricht für den Zuzug neuer Bewohner.

Bei den Grabungen 2021 konnte weit nördlich der bisher untersuchten Flächen ein weiterer Abschnitt der Römerstraße archäologisch untersucht werden, sodass deren Verlauf bei Duppach-Weiermühle durch drei Grabungsschnitte sowie geomagnetische Untersuchungen weitgehend geklärt ist, wenn auch der Grund für den Bau an dieser Stelle noch nicht benannt werden kann. Die dendrochronologische Auswertung eines funktional mit der Straße in Verbindung stehenden Holzpfahles ergab ein Fälldatum mit einem terminus post quem von 53 v. Chr. für den Bau der Straße.

Die Grabungsergebnisse bis 2019 wurden neben diversen Vorberichten in einer Monographie sowie einem umfangreichen Artikel (Masterarbeit) in der Trierer Zeitschrift vorgelegt (mehr...). Die wissenschaftliche Dokumentation der Grabmalfragmente ist öffentlich unter https://arachne.dainst.org/search?q=Duppach abrufbar. Die Publikation einer weiteren Masterarbeit zu Gebäude 8, abgeschlossen an der Universität zu Köln von Gabriel Heeren, ist geplant. Die Bearbeitung und Veröffentlichung der Grabungen von 2019 und 2021 soll gemeinsam mit denen von 2023 erfolgen, da nur so eine Gesamtschau zur Römerstraße und den Baubefunden in diesem Bereich sinnvoll erscheint. Gleichzeitig läuft noch bis Mitte 2024 in Kooperation mit der Landesarchäologie Rheinland-Pfalz ein Forschungsprojekt zur archäometallurgischen Analyse der spätantiken Verhüttungsaktivitäten und der Schlacken, die von 2004 bis 2021 bei den Grabungen in Duppach-Weiermühle geborgen wurden. Die Publikation dieser Ergebnisse ist ebenfalls in der Trierer Zeitschrift geplant.

Die Forschungen zur Römerstraße seit 2021

Die Straße innerhalb der römischen Siedlung von Duppach-Weiermühle wurde immer wieder in kleinen Ausschnitten archäologisch und geophysikalisch untersucht, aber erst 2022 als Teilstück der Hauptverbindungsachse zwischen Trier und Köln erkannt. Die mehr als 6 m breite Straße bestand aus einem Packlager großer Steine, auf dem ein bis zu 1,5 m hohes Paket aus Kiesschichten auflag. Zur weiteren Erforschung des nur abschnittsweise untersuchten Straßenverlaufs wurde die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Umfeld der Siedlungsstelle mit einem UAV (Unmanned Aerial Vehicle) beflogen. Dabei konnte im stark überhöhten Geländemodell ein schnurgerader Damm festgestellt werden, der die gesamte Untersuchungsfläche durchläuft und auch an den beiden monumentalen Grabpfeilern vorbeiführt. Im Wald verliert sich dieser Damm, kann aber in den weiter nördlich gelegenen Ackerflächen weiterverfolgt werden.

Im Sommer 2021 wurde ein Teilstück des im Laserscan sichtbaren Damms bei Duppach-Weiermühle und 2023 eine zu der Straßentrasse gehörende Sumpfbrücke erforscht. An dieser Stelle musste eine feuchte Senke mit zwei Bachläufen überwunden werden. Dies erreichten die römischen Pioniere durch den Bau einer 10 m breiten und mehr als 200 m langen Sumpfbrücke. Sie bestand aus parallel angeordneten Reihen von sechs in den Boden eingerammten Eichenpfählen im Abstand von 1,4 m bis 1,8 m. Der Abstand zwischen den Pfostenreihen beträgt 4,5 m. Mehrere dieser Eichenpfähle haben sich erhalten, wodurch es möglich wurde, den Bau in die Zeit ab 53 v. Chr. zu datieren. Sumpfbrücken wurden über stehenden oder sehr langsam fließenden Gewässern errichtet und ähneln befestigten Bohlenwegen. Mit der Duppacher Brücke liegt nun einer der ältesten Belege für die erste große und überregionale Infrastrukturmaßnahme des Römischen Reiches zwischen Köln und Trier vor. Neben der Datierung spricht auch der geradlinige Verlauf, ohne Rücksicht auf die topographischen Besonderheiten, für eine militärische Maßnahme. Bei der Planung und Konzeption waren die Faktoren Fahrtzeit und kürzeste Strecke wichtiger als ökonomische oder statische Belange.

Die Brücke und damit auch dieser Streckenabschnitt weisen zudem die Besonderheit auf, dass sie nicht bis zum Ende der Siedlung genutzt wurden. Darauf deutet ein östlich der Brücke errichtetes Gebäude des 3. Jahrhunderts hin, das teilweise in den eigentlichen Brückenkörper teilweise hineingebaut wurde. Zudem wurden einzelne Pfosten bereits in der Antike wieder gezogen. Das ersatzlose Entfernen der Brücke gegen Ende des 2. bzw. zu Beginn des 3. Jahrhunderts spricht für eine „Vollsperrung“ der Strecke, obgleich die Siedlung weiter bewohnt wurde. Der sehr sumpfige Bereich war nun jedoch nicht mehr problemlos passierbar.

Ausgehend von den Forschungen bei Duppach-Weiermühle soll zukünftig der weitere Verlauf der Römerstraße von Trier in Richtung Köln in unterschiedlichen Forschungsprojekten untersucht werden.

Projektpartner seit 2023

  • Universität Trier: Prof. Dr. Torsten Mattern (Archäologie)
  • Universität Trier: Prof. Dr. Sören Thiele-Brun, Dr. Raimund Schneider (Bodenkunde)
  • Rheinisches Landesmuseum Trier: Dr. Peter Henrich (Archäologie)
  • Rheinisches Landesmuseum Trier: Dipl.-Biogeograph Andreas Rzepecki (Dendrochronologie)
  • LEIZA Mainz: Markus Wittköpper (Holzkonservierung)
  • Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, Außenstelle Trier (Archäologie)
  • Universität Bonn: Dr. Matthias Lang (Digitale Dokumentation, Fernerkundung)
  • Archäologischer Förderverein Duppach e. V. (Archäologie)
  • Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen: Prof. Dr. Dr. Boris Bodelle, Julia Borresch (Radiologie, MRT)
  • Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (Grundstückseigentümer)
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