Löwenzahn, Gummistiefel und Prospektionen
„Exkursion zu römischen Fundstätten in der Vulkaneifel″, so hiess es offiziell in der Einladung. Oh ja, wir haben aus erster Hand viel gehört, gesehen und gelernt. Über Luftbildarchäologie, geomagnetische Prospektionen und grossartige Villen vom Axialtyp. Und wir haben hautnah erfahren, dass Besitzer von Gummistiefeln bei solchen Ausflügen im Eifelfrühling ganz klar im Vorteil sind.
Besondere römische Fundstätten in der Vulkaneifel waren das Ziel unserer Exkursion am Samstag, 05.05.2012.
Nach einem etwas problematischen Start mit einem Unfall kurz vor Gerolstein, einem beschädigten Bus, einem Auto mit Totalschaden – aber ohne Verletzte – konnte die Fahrt mit einem Ersatzbus und mit einer Stunde Verspätung fortgesetzt werden.
Unser Reiseleiter Dr. Peter Henrich schrieb seine Dissertation über die Römer im Kreis Vulkaneifel, die in Buchform 2006 erschienen ist. Wir hatten also das Glück, den Spezialisten zur römischen Besiedlung in der Vulkaneifel an Bord zu haben.
Die erste Station: Mehren „Senheld“ - wegen seiner exponierten Lage heute bekannt für den Flugplatz, aber auch in römischer Zeit bereits geschätzt. Bei geomagnetischen Prospektionen, ergänzt durch Luftbildarchäologie, wurden eine römische Villenanlage mit Haupt- und zahlreichen Nebengebäuden und ein großes Grabdenkmal lokalisiert.
Eine Villenanlage auf der Höhenlage über Daun, mit Blick auf das Weinfelder Maar – ja die Römer haben sich gerne an landschaftlich besonders schönen Stellen sesshaft gemacht.
Die topographische Lage in Gillenfeld „Römerberg“ ist total anders, jedoch wurden die gleichen Untersuchungsmethoden angewendet. Im Tal die größte bekannte Villenanlage Deutschlands, zwei Grabhügel, ein großes Grabdenkmal. Der Talkessel wurde durch das Hauptgebäude – im Hintergrund der Römerberg und weiter entfernt das Pulvermaar - praktisch abgeriegelt. Hier also wieder ein Maar, jedoch von der Villenanlage nicht einsehbar. Rechts und links befanden sich in Richtung des Hauptgebäudes, das lt. den Untersuchungen von Dr. Henrich und Carsten Mischka eine beachtliche Frontlänge von ca. 92 m aufweist, zahlreiche Nebengebäude, die durch eine Länge von ca. 360 m fast das gesamte Tal am Römerberg umfassen (siehe hierzu auch „Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier“ Nr. 38 – Die römische Axialvillenanlage am „Römerberg“ bei Gillenfeld/Strohn von Peter Henrich und Carsten Mischka).
Bürgermeisterin Heike Hermes erklärte, dass die Ortsgemeinde Gillenfeld bereits konkrete Vorstellungen zur Präsentation der Villenanlage im Eingangsbereich des Talkessels entwickelt hat, diese jedoch vorläufig nicht umsetzen kann, da laut Kommunalaufsicht die Finanzlage der Gemeinde dies nicht erlaubt.
In Ellscheid „Moosholz/Mosbacher Flur“ dagegen ging es einige Nummern kleiner zu: bei der geomagnetischen Prospektion konnte eine typische Kleinvilla dokumentiert werden.
Nieselregen, heftige Regenschauer und matschige Feldwege setzten bei allen Exkursionsteilnehmern schon recht viel Interesse und Idealismus voraus, so dass die Mittagspause im Geflügelhof Janshen in Ellscheid redlich verdient war.
Für den nächsten Exkursionspunkt in Bodenbach „Ober der steinigen Heck“ waren bereits von Ortsbürgermeister Günter Rätz zwei Infotafeln vorbereitet worden, so dass anschaulich mit Fotomaterial und den dokumentierten Untersuchungsergebnissen diese Villa mit einer einzigartig ausgebauten Kleinfestung präsentiert werden konnte.
Leider war der Blick Richtung Nürburgring wegen der sehr niedrigen Wolkenlage nicht frei. Bei schönem Wetter hätten wir wieder einmal – wie schon damals die Römer – eine tolle Aussicht geniessen können.
Mit dem „Judenkirchhof“ in Pelm steht auf Pelmer Gemarkung ein Heiligtum, in dem die Göttin Caiva verehrt wurde. Auch wenn durch den Aufbau der Mauerreste die Grundstrukturen dokumentiert worden sind, so haben doch Raubgrabungen und Sondengänger wertvolle Erkenntnisse für immer vernichtet.
An der Schautafel im Eingangsbreich erklärte Dr. Henrich dieses römische Heiligtum mit den vielen Besonderheiten, wie z.B. einer Inschrift und einem ungewöhnlichen Gebäude im Heiligtum.
Die römische Nekropole und Villenanlage in Duppach-Weiermühle „Auf Bremscheid“ bildete den Abschluss der ganztägigen Exkursion.
Die Ergebnisse geomagnetischer Untersuchungen und archäologischer Ausgrabungen zeigen eine große römische Villenanlage mit zwei monumentalen Grabdenkmälern, einer Grabkammer, einem Töpferofen und mehreren Nebengebäuden.
Da auch in den kommenden Jahren weitere Grabungen stattfinden werden, wird das Gesamtbild nach und nach – wie bei einem Puzzle - komplettiert.
Die Erklärungen zu dieser Anlage fanden am neuen Infopunkt „Auf Bremscheid“ statt, wo auch die Replik des 2002 gefundenen vollplastisch ausgebildeten Greifenkopfes zu sehen ist.
Mit Bremscheid war der letzte Punkt dieser informativen Rundfahrt durch den Kreis Vulkaneifel erreicht. Für Laien gut verständlich und abwechslungsreich vorgetragen, erhielten die Teilnehmer von Dr. Peter Henrich umfangreiche Informationen, die jede/r auch stichwortartig als kleine Doku mitnehmen konnte.
Viele Fragen mussten an den einzelnen Standorten beantwortet werden, und mit neuen Erkenntnissen traten alle die Heimreise an.
Mehr Verständnis u.a. dafür
- dass z.B. die Grabungsflächen wieder verschlossen werden müssen, um Mauerreste vor dem Eifeler Winter und vor Raubgräbern zu schützen,
- dass es oft viel besser ist, Fundstellen nur durch geomagnetische Prospektionen zu untersuchen und keine Grabungen durchzuführen und
- dass es in Zukunft sicher noch effektivere Untersuchungs- und Grabungsmöglichkeiten gibt und deshalb nicht alle Fundstellen untersucht werden sollen und müssen
werden die Teilnehmer mit Sicherheit haben.
Der Archäologische Förderverein Duppach e. V. möchte auch weiterhin durch Fahrten/Exkursionen und Veranstaltungen die Bevölkerung für dieses Thema interessieren und sensibilisieren, um so aus unserer Vergangenheit wichtige Informationen für die Nachwelt festzuhalten und zu dokumentieren.
Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass diese Exkursion in unserer unmittelbaren Umgebung und Heimat eine so große Nachfrage hatte und dass so viele interessierte Bürgerinnen und Bürger diese Gelegenheit genutzt haben, um mehr über die aktuellen Forschungsergebnisse und die römische Vergangenheit unseres schönen Kreises zu erfahren.
Weitere Bilder finden Sie in unserer Galerie.
Bericht des Trierischen Volksfreunds.