Der Greifenkopf
Der Greif – ein Fabelwesen, dessen Aufgabe es war, das Grabmal eines reichen Römers zu bewachen.
Dieses Fabelwesen mit einem Löwenkörper und Adlerschwingen (ca. 2,00 m hoch) muss wahrhaftig ein beeindruckender Anblick gewesen sein.
Neben vielen spektakulären Funden war im ersten Grabungsjahr 2002 der Fund eines vollplastisch ausgebildeten Greifenkopfes die Sensation für die vor Ort arbeitenden Archäologen sowie für das Rheinische Landesmuseum Trier und das Archäologische Institut der Universität zu Köln. Presse, Rundfunk und Fernsehen gaben sich ein Stelldichein, um hierüber zu berichten.
In der ersten Ausgabe der Schriftenreihe „Eiflia Archaeologica - Duppacher Schriften zur Archäologie in der Eifel“ schreiben die Archäologen Dr. Peter Henrich und Dr. Marianne Tabaczek bei ihren Ausführungen über den Aufbau und das Aussehen des Grabmals B:
„An der Nordwestecke des Fundaments wurde im Sommer 2002 der Greifenkopf gefunden. Seine Fundlage direkt an der Ecke des Baus zeigt, dass der Greif oben am oder auf dem Grabmal angebracht war. Beim Abbau der Denkmäler schlug man den Kopf ab. Da sich seine Form nicht gut zur Wiederverwendung eignete, beließ man ihn in seiner Sturzlage, in der er von Erdreich bedeckt wurde. Demnach muss der Greif nach Westen oder Norden geblickt haben. Am selben Ort fanden sich auch mehrere große Fragmente des Greifenkörpers. An der Ostseite von Grabmal B konnten ungefähr 20 Bruchstücke einer Löwenmähne sowie mehrere Löwenbeine freigelegt werden. Daher liegt die Vermutung nahe, dass auch die Löwe-Eber-Gruppe, die bereits in den 1920er Jahren gefunden wurde und sich seitdem im Rheinischen Landesmuseum Trier befindet, ebenfalls am Grabmal B angebracht war. Ein weiterer Hinweis darauf sind die stilistischen Übereinstimmungen zwischen Löwen- und Greifenkopf. Beide haben große, leicht gewölbte Flächen, aus denen ihr Gesicht modelliert wurde. Durch die Wölbungen werden vor allem die Wangenpartien dargestellt. Greif und Löwe haben wulstige Brauen, unter denen die Augen in tiefen Höhlen liegen. Tiefe Bohrungen am oberen Rand der Iris geben die Pupillen wieder. Beide Köpfe sind zudem für eine rundplastische Darstellung sehr schmal, für ein Relief ist aber die rechte Seite des Greifenkopfs zu detailliert ausgearbeitet. Beide Tiere waren demnach rundplastisch ausgearbeitet, an ihrem Anbringungsort war aber nur wenig Platz in der Breite. Wegen ihrer Größe, ihrer Haltung und Analogien zu anderen Grabmälern waren sie vermutlich am oder auf dem Dach des Monuments angebracht…
Durch eine stilistische Analyse dieser beiden Skulpturen ist es möglich, das Grabmal B zeitlich einzuordnen. Der Greif und der Löwe sind in ihrer Darstellungsweise und Ausführung vergleichbar mit Bildszenen vom Elternpaarpfeiler aus Neumagen. Insbesondere die Darstellung der sitzenden Frau in der Frisierszene liefert hierfür eindeutige Anhaltspunkte. Die leicht schräggestellten, tiefliegenden Augen mit wulstigen Brauen der Frau ähneln sowohl denjenigen des Greifen als auch des Löwen. Auch die Haarbehandlung der Frauen der Frisierszene lassen sich mit derjenigen der Löwenmähne vergleichen. Die Frisur der Grabherrin verweist auf severische Frauenfrisuren des dritten Jahrhunderts nach Christus…..“
10 Jahre nachdem der Greifenkopf durch Archäologen aus „römischen Tiefen“ wieder ans Tageslicht befördert wurde, wird eine Replik dieses Kopfes ab 27.04.2012 wieder über das Gebiet der ehemaligen römischen Villenanlage wachen. An diesem Tag wird durch Ministerin Evelin Lemke im Rahmen der Eröffnungsfeier „Eifelsteig-Partnerwege in der Vulkaneifel (Vulkaneifel-Pfade)“ diese Replik enthüllt.
Die offizielle Feier beginnt um 15.00 Uhr am Eichholzmaar und endet gegen 17.00 Uhr beim Greifenkopf.
Wir freuen uns, damit dem Besucher/Wanderer vor Ort einen kleinen, aber bedeutenden Eindruck zur Villenanlage und den Grabmälern geben zu können.
Neben der bereits vorhandenen Infotafel und einem römischen Sitzkreis (Exedra), der ebenfalls in diesem Frühjahr entstehen soll, also wieder ein kleiner Schritt, um interessierten Mitbürgern Informationen zu vermitteln.
Weitere Fotos zum Greifenkopf und über die Fundsituation finden Sie in unserer Galerie.