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„Sensation für die Eifel”

BODENBACH. Seit mehr als 100 Jahren ist bekannt, dass bei Bodenbach Überreste römischen Lebens in der Erde schlummern. Bisher gingen die Wissenschaftler von einer "Villa Rustica" mit Badetrakt aus, deren Ausgrabung nicht vorgesehen war. Neue Erkenntnisse zeigen jedoch, dass es sich um eine Befestigungsanlage handelt.

Für einen Laien sind es nur Steine und Scherben, die da zu Tausenden auf einem Feld in der Nähe von Bodenbach liegen. Doch dem Interessierten und Fachkundigen offenbaren sie viel mehr. Denn schon lange ist bekannt, dass irgendwo hier eine römische Villa gestanden hat.

Die Überraschung offenbarte sich im September vergangenen Jahres, als auf Vermittlung von Günter Rätz aus Bodenbach die Archäologen Peter Henrich, der auch für die Ausgrabungen an der römischen Grabanlage in in Duppach verantwortlich ist, und Carsten Mischka eine geomagnetische Untersuchung vornahmen.

AbbIhr Messgerät sendet in Abständen von 50 Zentimetern Impulse in die Erde und registriert magnetische Veränderungen. Auch aus der Luft lassen sich solche Bodenveränderungen bei entsprechendem Licht und Bewuchs erkennen. Ursprünglich sollte die Prospektion, die die Gemeinde Bodenbach finanziert hat, dazu dienen, für die Erweiterung der "Geschichtsstraße" den bestehenden Verdacht auf die römische Villa zu bestätigen. So hätten die Bodenbacher vor Ort eine Schautafel mit wissenschaftlichen Daten über die Villa erstellen können. Die Überraschung war für alle Beteiligten groß, als sich offenbarte, dass dort einst statt einer Villa ein spätantiker Burgus - eine Befestigungsanlage - stand, ein bislang in der Region nicht dokumentierter Typ. "Die Freude der Archäologen und aller Anwesenden war überschwänglich", berichtet Günter Rätz, der sich zusammen mit Peter Burggraaff mit der Planung der Geschichtsstraße befasst.

Drei parallele Gräben und Innenbebauung zu erkennen

Ab der Mitte des dritten Jahrhunderts bauten die Römer solche turmartigen Wach-, Sicherungs- und Verteidigungsposten - jedoch nicht, wie bisher angenommen - in der Vulkaneifel. Rätz ist überzeugt: "Das ist ein Sensationsfund für die Eifel, weil die Römer hier eigentlich nur Höhenbefestigungen hatten." Etwa 60 Meter im Quadrat misst die Bodenbacher Anlage. Im so genannten Magnetogramm sind drei vorgelagerte, parallele Gräben sowie eine nicht näher zu bestimmende Innenbebauung deutlich zu erkennen. Aufgrund der Stein- und Mörtelfunde sowie Ziegelresten vor Ort gehen die Wissenschaftler davon aus, dass dort ein massiver Steinturm gestanden hat.

Eine feuchte Mulde im Acker zeigt heute noch, dass die Anlage offenbar durch einen Brunnen eine eigene Wasserversorgung hatte, was für die Besatzung lebenswichtig war. Der Mehrener Heimatforscher Hermann-Josef Stolz untersuchte auf Bitten von Henrich und im Auftrag des Rheinischen Landesmuseums Trier das Gelände noch mit einem Metalldetektor und fand einige Schmiedenägel und eine schlecht erhaltene Münze. Kistenweise hat Günter Rätz in den vergangenen Jahren römische Fundstücke auf dem Areal gesammelt, die auch auf eine Villa mit Bad hinwiesen, die wohl in der Nähe stand. Dachziegel, römischer Schiefer, Keramik und viele Wandkacheln sind Indizien dafür.

Den entdeckten Burgus zu datieren, machen nur die Keramikfunde möglich, die auf die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts nach Christus hinweisen. Angelegt haben die Römer die Kleinfestungen, um wichtige Fernstraßenverbindungen zu sichern und zu überwachen.

Durch den Fund des Bodenbacher Burgus ergeben sich auch in der bisher angenommenen, antiken Straßenführung einige wichtige Veränderungen. Nahmen die Forscher bisher den Straßenverlauf weiter südlich an, ist nun gesichert, dass zumindest ein bedeutender Teil der Trasse in direkter Nähe von Bodenbach verlief. Günter Rätz zieht sogar noch weitere Schlüsse: "Ich bin überzeugt davon, dass die Römerstraße auch durch Kelberg ging und nicht - wie ursprünglich angenommen - im Bogen herum."

Eine konkrete Absicht, in Bodenbach zu graben, gibt es angesichts der vielen Funde in Trier und der Region nicht, da Fachkräfte und finanzielle Mittel fehlen.

| Benita Fabry | 2004