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Schatzsuche mit Zahnbürste und Holzstäbchen

(Duppach-Weiermühle) Im Depot des Archäologischen Fördervereins stapeln sich die Kisten mit Fundstücken aus der nahe gelegenen Ausgrabungsstätte einer römischen Villenanlage. Nun ist damit begonnen worden, die rund 1800 Jahre alten Relikte zu säubern.

Duppach-Weiermühle. 20 große Holzkisten voller großer und kleiner Tonscherben: Die Grabungen in der römischen Villenanlage aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus sind ergiebig - und dabei handelt es sich allein um Fundstücke, die im vergangenen Jahr zurück ans Tageslicht befördert wurden.

40 Säcke mit Bodenproben

Während Paul Surges und der Geologe Josef Vit sich mit dem Ausschlämmen von 40 Säcken mit Bodenproben befassen, reinigt eine weitere Gruppe die zahlreichen Tonscherben und legt sie zum Trocknen aus. Die Mitglieder des Archäologischen Fördervereins gehen dabei sehr behutsam vor: "Die Tonscherben lagen rund 1800 Jahre lang in der feuchten Erde", erklärt Maria Surges.

"Zuerst werden sie mittels eines Holzstäbchens von groben Verschmutzungen befreit, dann kommt die Zahnbürste zum Einsatz, und schließlich werden die Scherben nass gereinigt."
Bei dieser "Fließbandarbeit" herrscht eine fast andächtige Stille - oft verwandeln sich dabei unförmige, schmutzverklebte Klumpen nach der Reinigung in edle Stücke, die Geschichte atmen.
Nach der Reinigung und wissenschaftlichen Aufarbeitung werden alle Funde zum Rheinischen Landesmuseum in Trier geschickt.
Der komplette Förderverein ist mit Begeisterung bei der Sache - zwei ganz junge Helfer, Gereon Müller (12) und Lotta Köchner (8) dürfen die Nassreinigung übernehmen. "Römer interessieren mich einfach", sagt der Jung-Archäologe Gereon.

2012 gibt es die Ergebnisse

Zwischenzeitlich begutachtet die Archäologie-Studentin Lisa Krieger die zum Trocknen ausgelegten Stücke. Sie wird an der Universität Köln eine Arbeit über den ebenfalls freigelegten Töpferofen schreiben. Dazu wird sie die Scherben fotografieren, zeichnen und eventuell passende Stücke zusammensetzen. "Es gibt eine These, wonach der Töpferofen in der Mitte des zweiten Jahrhunderts nur für etwa 20 Jahre in Betrieb war", erklärt sie. "Vielleicht war hier ein Wandertöpfer am Werk. Um das beantworten zu können, wird die gefundene Keramik mit den Produktionen anderer Villen verglichen."
Die Ergebnisse ihrer Arbeit wird Lisa Müller bei einer Mitgliederversammlung des Fördervereins im Herbst 2012 vorstellen.Die ersten Funde in Duppach-Weiermühle datieren auf das Jahr 1921. Im Mai 1921 stieß ein Landwirt beim Pflügen auf eine lebensgroße Löwe-Eber-Gruppe aus Sandstein sowie weitere Fragmente eines Grabmals. Löwe- und Eberkopf kamen in das Rheinische Landesmuseum Trier, wo sie seitdem ausgestellt sind. Erst in den 1980er Jahren untersuchten ehrenamtliche Denkmalpfleger die Fundstelle erneut, 2001 fanden geophysikalische Messungen statt, mit deren Hilfe Mauern im Boden lokalisiert wurden. Zwischen 2002 und 2005 wurden bei den Ausgrabungen, die der Archäologische Förderverein, die Fritz-Thyssen-Stiftung und das Landesmuseum Trier finanzierten, zwei große Grabdenkmäler, mehrere Gräber und eine Grabkammer freigelegt. Mehrere Gebäudekomplexe standen im direkten Umfeld des Gräberfeldes, unter ihnen die Schmiede und das Gewölbe des Töpferofens, deren Reste nun bald mehr über die Geschichte der Römer in der Eifel preisgeben werden.

| Benita Fabry | 2011