Noch eins draufgesetzt
TRIER. Großer Bahnhof für ausgezeichnete Jungforscher im Rheinischen Landesmuseum: Vor rund 100 Gästen, darunter der neue Kultur-Staatsekretär Joachim Hofman-Göttig und ADD-Präsident Josef Peter Mertes, nahmen Peter Henrich (Köln) den erstmals vergebenen Heinz-Cüppers-Preis und Nicole Reifarth (Saarburg) einen Sonderpreis entgegen.
Die Römer kamen im 1. Jahrhundert n. Chr. in die Vulkaneifel, und sie blieben rund 400 Jahre dort – allen Germanen-Ein- und Überfällen zu trotz, die manchen anderen Landstrich der Region Trier zeitweilig nahezu entvölkerten. Die bisherige Forschung ging davon aus, dass auch im heutigen Kreis Daun Germanenstämme brachial wüteten. Peter Henrich (31) bewies das Gegenteil und zeichnete in seiner Doktorarbeit "Die römische Besiedlung in der westlichen Vulkaneifel" ein historisch differenziertes Besiedlungsbild eines zuvor nur sporadisch untersuchten Gebiets. Henrich, der aus dem saarländischen Wadern stammt und, wie er sagt, sein Hobby zum Beruf gemacht hat, wies mit seinen umfangreichen archäologischen Untersuchungen nach, dass die Gegend um Daun in der Römerzeit reich an großen Villenanlagen, technisch anspruchsvollen Einrichtungen wie Brunnenstuben oder Wasserleitungen und prachtvollen Grabdenkmälern, größer noch als die Igeler Säule, war. Ein Glanzstück der Ausgrabungen, bei denen zahlreiche ehrenamtliche Helfer Henrich unterstützten, ist der bei der Villa rustica von Duppach-Weiermühle entdeckte größte Greifenkopf nördlich der Alpen, der heute die Steindenkmäler-Sammlung des Rheinischen Landesmuseums ziert.
Mit seiner an der Uni Köln eingereichten Doktorarbeit bewarb sich Henrich um den erstmals ausgeschriebenen Dr.-Heinz-Cüppers-Preis des Rheinischen Landesmuseums – und hatte die Jury aus Vertretern von Museum, Fördererkreis und Gesellschaft für nützliche Forschungen rasch überzeugt: "Wir wussten bald: Das ist unser Preisträger und ein außerordentlich würdiger dazu", betont Remigius Kühnen, der Vorsitzende des Fördererkreises. Weil die Qualität der eingereichten Arbeiten insgesamt überzeugend gewesen sei, setzte der Fördererkreis "noch eins drauf" und vergab nebst Cüppers-Preis (dotiert mit 2000 Euro) einen Sonderpreis (1000 Euro), je zur Hälfte gestiftet von Sparkasse und Handwerkskammer Trier. Den erhielt die Diplom-Restauratorin Nicole Reifarth aus Saarburg für ihre an der Uni Bamberg eingereichte Magisterarbeit über zwei spätantike Steinsarkophage aus St. Maximin (Trier). Die 30-Jährige gebürtige Erfurterin zeichnet darin ein aufschlussreiches Bild über das Leben und Sterben der christlichen Oberschicht in Trier um das Jahr 400.
Doktorarbeit erscheint im Museumsverlag
Mit der Jury zeigten sich auch Joachim Hofmann-Göttig, nach fünf Jahren Abwesenheit von diesem Amt nun wieder Kultur-Staatssekretär, und ADD-Präsident Mertes sehr angetan von den Arbeiten der ausgezeichneten Jung-Wissenschaftler, die Professor Dr. Thomas Fischer (Uni Köln; Henrichs Doktorvater) in seiner Laudatio würdigte.
Die musikalische Umrahmung der Preisverleihung übernahmen Cornelia Grewelding (E-Piano) und Johannes Maier (Klarinette) von der städtischen Musikschule Trier mit Werken George Gershwin und Franz Danzi.
Henrichs Doktorarbeit, die nach Aussage von Museums-Chefin Karin Goethert die Erforschung des Trierer Umlandes einen großen Schritt vorangebracht hat, wird als 426-seitiges Buch in der Reihe "Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst" im Verlag des Landesmuseums erscheinen.