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Grabung 2004

Ein Vorbericht der Grabungen 2004

In einer sechswöchigen, durch die Fritz-Thyssen-Stiftung und den Archäologischen Förderverein Duppach e.V finanzierten Grabungskampagne im Mai/Juni 2004 wurden vom Archäologischen Institut der Universität zu Köln in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Landesmuseum Trier die unmittelbar nördlich und südlich an die Grabdenkmäler angrenzenden Bereiche der Nekropole der römischen Villa von Duppach-Weiermühle archäologisch untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass eine Grabkammer mit einem architektonisch und landschaftsgärtnerisch gestalteten Vorplatz den nördlichen Abschluss des Gräberfeldes bildete. Im Süden begrenzt ein aufgrund der schlechten Erhaltung sowohl als Tempel oder als Grabgarten zu interpretierender Befund die Gräberstraße. Weitere Bestattungen konnten nicht nachgewiesen werden, was die bereits 2003 geäußerte Vermutung bestätigt, dass innerhalb dieser Nekropole ausschließlich die Mitglieder der Besitzerfamilie bestattet wurden. Ferner wurde das Hauptgebäude der Villenanlage lokalisiert.

Der Bereich südlich der Grabdenkmäler

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Abbildung 1 (BILD FEHLT !)
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Abbildung 2
03_Abb. 3_klein Kopie
Abbildung 3
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Abbildung 4
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Abbildung 5
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Abbildung 6
 

(Abb. 1) Bei den Grabungen 2002 und 2003 konnten die Fundamente von zwei monumentalen und zwei kleineren Grabdenkmälern freigelegt werden, die zusammen mit einer mehr als 5 m breiten Straße als Teil einer Gräberstraße bezeichnet werden können. Zwischen dem 2002 untersuchten Grabdenkmal B und dem 2003 ergrabenen römischen Verwaltergebäude wurde bei der Kampagne 2004 ein quadratisches Fundament von 1,30 x 1,30 m festgestellt (Abb. 1).
8 m westlich hiervon konnten bis auf die Rollierung abgetragene Mauerreste dokumentiert werden, die einen ca. 8 x 5 m großen Nord-Süd ausgerichteten Bereich einfassen. Aufgrund der schlechten Erhaltung der Mauern, ist momentan keine eindeutige Interpretation möglich, zumal auch keine Befunde im Inneren festgestellt werden konnten.
Bei der Anlage könnte es sich einerseits um einen mit einer Mauer umfriedeten Grabgarten mit vorgelagertem Grabmalfundament handeln. Andererseits kommt auch eine Interpretation als Tempel mit einem davor stehenden Altar oder Weihestein in Frage. Diese Deutung stützt sich vor allem auf die exponierte Lage am topographisch höchsten Punkt der Villenanlage und findet gute Parallelen im Gräberfeld der römischen Villa von Newel, wo ein Tempel unmittelbar bei einem Grabbezirk mit mehreren Tumuli und einem Grabdenkmal liegt.

Der Bereich nördlich der Grabdenkmäler

(Abb. 2) 29 m nördlich der Umfassungsmauer von Grabmal A befindet sich ein in den gewachsenen Boden eingetiefter Raum von ca. 2,30 x 3,20 m im Lichten mit einem Eingang im Osten. Zusätzlich wurde unmittelbar außen an den beiden zur Straße hin orientierten Ecken des Raumes jeweils ein der Mauer vorgelagerter Sandsteinblock gefunden. Der Raum wies innen mit Ausnahme einer Drainage aus zwei Reihen von Rotsandsteinquadern sowie einen Stampflehmboden keinerlei Befunde auf, die unmittelbar zur primären Funktion gehörten. Die Drainage im Raum diente dazu, durch die Mauern eingedrungenes Wasser kontrolliert versickern zu lassen bzw. in Verbindung mit einer, im Aufbau identischen Drainage, von der Südostecke Terrassierungsmauer das Hangwasser nach Osten hin abzuleiten.


Eine Interpretation des Raumes als Keller kommt in Duppach-Weiermühle nicht in Frage, da keinerlei bauliche Einbindung in oberirdische Raumeinheiten vorhanden ist. Für eine Interpretation des Befundes als Grabkammer sprechen der für einen Keller nicht geeignete Eingang, der für den täglichen Gebrauch mit einer Steigung von 40 Prozent sehr steil ist und dessen Untergrund aus tonigem Sand bei feuchter Witterung nicht gefahrlos zu betreten ist. Doch vor allem die Gestaltung des Bereiches zwischen dem als Grabkammer interpretierten Raum und der davor verlaufenden Straße mit einer 8 m langen, in Verlängerung der südlichen Begrenzungsmauer verlaufende Hecke aus zwei Pflanzreihen die durch Pflanzlöcher im anstehenden Boden nachgewiesen werden ist besonders erwähnenswert (Abb. 4). Ein Pendant auf der nördlichen Seite ist anzunehmen. Die Hecken schlossen somit den Platz vor der Grabkammer nach Norden und Süden hin ab und verliefen bis zu jeweils einem Sandsteinblock, der in den Ausmaßen mit den oben erwähnten Blöcken vor der Grabkammer vergleichbar ist. In Verlängerung wurde nördlich der Hecke ein weiterer Block dokumentiert, ein vierter im Süden war nicht erhalten. Es ist somit davon auszugehen, dass sich hier eine Bogenarchitektur mit drei Durchgängen befand. An den mittleren Pfeilern schlossen die beiden Hecken mit jeweils zwei Pflanzreihen an.


Über das oberirdische Aussehen der Grabkammer gibt es bislang keine Informationen. Zwei in den Stampflehmboden eingetretene, unterschiedlich stark abgegriffene Bronzemünzen der zweiten Hälfte des ersten bzw. der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts erlauben eine Datierung des Baues der Grabkammer in das späte zweite bzw. frühe dritte Jahrhundert.
In der Spätantike wurde die Grabkammer selbst, wie auch der Bereich davor zweckentfremdet. Nach der Ausraubung der Grabkammer wurde diese mit einer bis zu 30cm mächtigen Schicht aus Abfällen verfüllt. Besonders zahlreich fanden sich hier große Fragmente von Kochtöpfen (Abb. 6), die in erste Hälfte des vierten Jahrhunderts datiert werden können. Noch während dieser Nutzungsphase als Müllplatz stürzten die Mauern der Grabkammer ein, was der bei den Grabungen freigelegte Versturz der südlichen Wand mit dem Sandsteinfenster eindrucksvoll belegt (Abb. 3). Danach brachte man einen ca. 20-40 cm mächtigen Stampflehmboden ein. Es ist davon auszugehen, dass die Grabkammer ab diesem Zeitpunkt zum Wohnen oder als Arbeitsraum genutzt wurde.
Auch der Vorplatz der Kammer wurde im vierten Jahrhundert genutzt. So baute man zwischen die oben beschriebenen Fundamente für die Bogenarchitektur aus den Fragmenten der Grabdenkmäler ein Einraumgebäude (Abb. 5). Zwischen diesem und der ehemaligen Grabkammer wurde ein aus einer Tuffsteinplatte bestehender Herd bzw. Ofen mit einer südlich daran angrenzenden Fläche aus Sandsteinplatten angelegt.

Das Hauptgebäude der Villenanlage

43 m nordöstlich der Grabkammer wurde ein Teil eines Gebäudekomplexes mit drei unterschiedlichen Bauphasen untersucht. Der Befund liegt in einem vor kalten Westwinden geschützten Bereich und kann in Kombination mit den Ergebnisse der geomagnetischen Prospektionen als das Hauptgebäude der Villa interpretiert werden. Die Front mit einer Länge von ca. 60 m war nach Osten zur Römerstraße Köln-Trier und zum Maar ausgerichtet.
Die bereits für die Grabkammer beschriebenen spätantiken Umnutzungsphasen lassen sich auch in dem bislang nur in geringem Umfang ergrabenen Hauptgebäude fassen. Ähnlich wie in dem "Verwalterhaus" finden sich auch hier z.T. bis zu einem Meter tiefe Pfostenlöcher, die teilweise in die Fundamente der Mauern eingegraben wurden. Umfangreiche Schlackenfunde und Keramik des vierten Jahrhunderts belegen für diesen Zeitraum eine Zweckentfremdung der ehemaligen Wohnbereiche.

| Maria Surges | Grabung, 2004