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Anfertigung technischer Zeichnungen

Das Graben im Gelände ist eine langwierige und manchmal anstrengende Angelegenheit.

Für die Archäologen ist damit die Arbeit natürlich noch lange nicht getan. Die methodische, wissenschaftliche Aufbereitung und Dokumentation der Funde ist eine weitere Fleissarbeit. Unser Mitglied Elisabeth Krieger war bei der letzten Grabung dabei und erläutert uns am Beispiel gefundener Tonscherben, wie solche Fundstücke gezeichnet werden.

Guten Tag, liebe Archäologie-Interessierten!

Ich möchte Ihnen im Folgenden zeigen, wie ich für meine Master-Arbeit, die ich über den 2010 ausgegrabenen Töpferöfen der Villenanlage von Duppach-Weiermühle schreibe, die technischen Zeichnungen anfertige. Solche Zeichnungen sind wichtiger Bestandteil wissenschaftlicher Arbeiten.

Abbildung 01 Für das Zeichnen von Keramik ist zunächst die richtige Ausrüstung nötig. Man benötigt ein weißes Blatt Papier, einen Druckbleistift, ein Radiergummi, ein Geodreieck, ein Zeichenkamm, eine Schieblehre, einen Durchmesserkreis und natürlich eine Scherbe.
Abbildung 02 Als erstes zeichnet man auf das Blatt Papier ein rechtwinkliges Kreuz.
Abbildung 01 Dann nimmt man von der Scherbe mit Hilfe des Zeichenkammes den Rand ab.
Abbildung 04 Nun kann man mit dem Durchmesserkreis den Durchmesser des ursprünglichen Gefäßes ermitteln.
Abbildung 05

Als nächstes wird der entsprechenden Radius auf der waagerechten Linie eintragen.

Der nächste Schritt besteht im Ausrichten der Keramik. Dafür setzt man die Scherbe auf das Blatt Papier, den Außenrand über der Markierung des Radius. Am einfachsten ist, wenn die Keramik von selbst stehen bleibt (wie es bei dem Beispiel der Fall ist). Sollte das nicht der Fall sein, muss man die Scherbe bewegen bis der Punkt erreicht ist, an dem am wenigsten Licht durch die Ritze zwischen Scherbe und Blatt fällt.

Nun setzt man mit Hilfe des Geodreiecks, und sollte es nötig sein auch mit der Schieblehre, die Markierung vom äußersten Punkt der Scherbe.

Abbildung 06 Dann zeichnet man eine Hilfslinie im rechten Winkel von diesem Punkt nach unten.
Abbildung 07 Der nächste Schritt besteht darin, die Außenlinie der Scherbe mit dem Zeichenkamm abzunehmen.
Abbildung 08 Dann setzt man den Zeichenkamm an die entsprechenden Markierungen auf dem Zeichenblatt und nutzt den Kamm als eine Schablone und zeichnet so den Umriss nach.
Abbildung 09 Natürlich ist das nur eine Vorzeichnung. Nun geht man die Linien noch einmal ordentlich nach und kontrolliert, ob kein Detail der Scherbe fehlt. Fehlt etwas, nimmt man noch einmal mit dem Kamm ab oder zeichnet es direkt an der Scherbe ab.Dann nimmt man mit der Schieblehre mehrere Stärken der Scherbe ab und zeichnet sie durch Punkte an die passenden Stellen auf dem Blatt.  
Abbildung 10 Nun wird mit dem Zeichenkamm die Innenseite der Scherbe abgenommen.
Abbildung 11 Durch die Punkte, die zuvor mit der Schieblehre ermittelt wurden, kann nun genau gesagt werden, wie man die „Schablone“ anlegen muss. Diese zeichnet man dann wieder nach. Auch hier können nachher Korrekturen mit dem Radiergummi gemacht werden.
Abbildung 12

Nun hat man den Querschnitt der Scherbe!

Zu einer technischen Zeichnung gehört aber auch die Außenansicht des Gefäßes. Um diese anzufertigen, gibt es 2 Möglichkeiten. Nach alter Schule nimmt man Pauspapier und geht die Außenseite der Zeichnung nach. Nun zeichnet man den Radius auf der gegenüberliegenden Seite ein (hier im Bild nicht geschehen), dreht das Pauspapier um und reibt den Bleistift mit dem Fingernagel auf das Blatt.

Abbildung 13

Zurück bleibt eine sehr schwache Linie, die man nun nachzeichnen kann. Es folgt nun noch das Zeichnen diverser Linie und der Außenkante. Wichtig ist dabei zu beachten, dass man auf dieser Seite die Außenansicht der Scherbe hat und somit nur das zu sehen sein darf, was man von außen sehen kann.

Eine modernere Methode findet sich in Computerprogrammen. Man scannt die Zeichnung ein und während der Bearbeitung spiegelt man die gezeichnete Seite einfach und hat so ebenfalls die Möglichkeit die Außenansicht zu gestalten.

Da alle Zeichnungen sowieso digitalisiert werden müssen für meine Arbeit, habe ich letztere Variante gewählt. Sie erspart Zeit und ist noch exakter.

Am Ende sollte die Zeichnung so aussehen.

Nur in Fällen von Fehlbränden mit Verformungen und bei den Wölbtöpfen, die in großer Zahl im Töpferofen gefunden wurden, habe ich jede Seite einzeln gezeichnet.

| Elisabeth Krieger | 2012